Übersetzung : Walter Schlepphege
MOYA in Clans
 
EINE FRESKE NICHT GANZ "GEHEUER"

Man betrachtet ihn oft als „Dirigenten der Neuen Schule Nizzas“, Patrick Moya beansprucht für sich die Kunst des Südens, katholisch mit satten Farben, symbolisch und Einzelheiten darstellend. Ein Beispiel,  die Wandmalerei einer Kapelle im Nizzaer Hinterland.

Von Florence CANARELLI


 
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Obwohl selbst nicht gläubig, verschließt sich der Mensch des Südens nicht der katholischen  Religion. Trotz seines spanischen, antiklerikalen Vaters, der versuchte der Bürde der Religion zu entkommen, zeigte sich Moya von den neun Kirchen seiner Geburtsstadt Troyes, geprägt.
Generell liebt er Kirchen, die er gern besucht, sobald er in einer fremden Stadt angekommen ist und dies noch vor den Museen. Das rührt nicht erst seit gestern: während einer seiner ersten Ausstellungen in Nizza (1984) mit dem Thema: „Schöpfungen im Paradies, Kreatur  in der Hölle“, verwandelte er schon die Galerie in eine „Kathedrale des 13ten Jahrhunderts, indem er Glasscheiben erfand, beschriftet mit dem „ mythischen Leben Moyas als Weihgabe für die Medien“. Er freute sich daher über die Herausforderung im Jahre 2003, als er den Auftrag für eine Freske über das Leben Johannes des Täufers, für die Wandmalerei einer kleinen Kapelle in den Bergen  erhielt.  Wie gesagt,  Clans ein großes Dorf im Hinterland   Nizzas, hat seine Johannes dem Täufer Kapelle restauriert. 
Auf eine Idee von Jean Ferrero zurückgehend, der aus Clans stammt, beauftragte der Bürgermeister, James Dauphiné Patrick Moya mit den Arbeiten und ließ ihm dabei freie Hand....Nach eingehender Unterlagendurchsicht begann Moya seine „One Man Show“: er   malte nicht nur die Fresken, sonder führte auch ohne fremde Hilfe, wie man es bei ihm gewohnt ist, die Wandmalerei aus.  Er benutzte sich als Modell für seine Figuren, fotografierte sich selbst als Akt, entsprechend den Posen der Darstellungen. Ein Foto seines Gesichts aus der Jugendzeit diente als Vorbild der Engel und ein „Scanbild“ seines Schädels stellte den „Tod“  dar ..... Wie rechtfertigt sich Moya sein   eigenes Bild und noch als  Akt auf den Wänden einer katholischen Kapelle zu   vervielfältigen. ?  Seit jeher benutzten die Künstler ein menschliches Modell um Christus darzustellen: Michelangelo ließ seine Freunde Modell stehen. Sehr oft handelt es sich bei den Modellen um „Randgestalten“; also warum nicht ich selbst? Letzten Endes vertrete ich das katholische Prinzip der menschlichen Darstellung und bleibe also der Tradition treu.

Das Leben Johannes des Täufers erzählt und korrigiert.

Der Vorläufer Jesus ( denn er verkündete das Kommen des Messias) war Johannes der Täufer, arm und streng. Er predigte in der Wüste und hatte das Privileg Jesus am Ufer des Jordans zu taufen. Als der Herrscher Galiläas, Herodes seine legitimierte Frau verstieß um Herodias ( Die Frau seines Bruders) zu heiraten, warf ihm Johannes der Täufer dieses skandalöse Verhalten vor. Um sich zu rächen, ließ Herodes ihn einsperren. Ebenso hatte Herodias ihm niemals diese Beleidigung verziehen und forderte durch ihre Tochter Salome,  beim König  seinen Kopf. Das ist die berühmte Tanzszene der Salome vor dem König: Johannes wurde enthauptet (Enthauptung) und sein Kopf auf einem Tablett hereingetragen. Eine Episode der Bibel „die Enthauptung des Wegbereiters“, das seit Jahrhunderten in Clans am 29 August gefeiert wird. Wenn Patrick Moya sich an die Arbeit macht, beginnt er eine Geschichte zu erfinden, erzählt in Comics, mit Hütten und Blasen, ebenso als wäre es im 16ten Jahrhundert.
Zu jener Zeit durchzogen die fahrenden italienischen Künstler,  Giovanni Canavesio, Giovanni Baleison und Andrea da Cella, um nur die bekanntesten zu nennen, die Alpen um ihr Talent dem Glauben zu widmen. Sie malten in einer Art, unseren heutigen Comics nahe kommend, superbe, pädagogische Fresken über das Leben der Heiligen um so die Bevölkerung aufzuklären. Traditionsgemäß bedeckten die Fresken sämtliche Wände und Decken. In Clans aber war die Decke bereits mit dem Rest der Kapelle restauriert worden; es blieben also nur die Wände zur Bemalung. Die Decke wegfallend, hat Patrick Moya sein Projekt geändert und sich damit begnügt vollständige Szenen zu malen, die Geschichte des Heiligen in linearer Form am Altar anfangend bis zur Tür darstellend. Er fügte ebenso ein Fortschreiten vom Guten zum Bösen hinzu; anfangs hellblau wird der Himmel dunkel bis zum dominanten rot der Hölle. Über der Tür speihen zwei Schweine Feuer, während sich der Moya Teufel in den Flammen Luzifers auflöst.

Moya zieht ein anderes Register und bleibt trotzdem seiner wunderbaren Welt treu.

Wir sind weit entfernt vom uns bekannten Register des „Dirigenten der Neuen Schule Nizzas“. Er verzichtet diese Mal auf sein Fetisch, den kleinen Moya, in der Version Comics seines Selbstportraits und spielte auch nicht mit den Buchstaben seines Namens, der sonst all seine Werke kennzeichnet. Patrick Moya stellt sich neuen Herausforderungen und erzählt die dramatische Geschichte Johannes de Täufers und dies auf einem ungewöhnlich schwierigen Untergrund. (den Wänden einer Kapelle)
Bei dieser Stilübung bewahrt Moya seine eigene Welt, mediterran, bunt und sinnlich, kobaltblauer Himmel, Zypressen und Pinien, bevorzugt Tiere (Bären, Schafe oder Schlangen)... Für das erste Mal in seinem Werk fügt er dem eine bildlich-realistische Darstellung des menschlichen Körpers und Gesichts hinzu: 
Mit vereinfachter Technik, mittels großer, gleichmäßiger rosiger Flächen, verziert durch dunkele Schatten gut eingeordnet, offenbart sich der menschliche Körper in seiner ganzen Harmonie. Sicherlich handelt es sich hier um seinen eigenen Körper und es ist das Markenzeichen Patrick Moyas sein Selbstbildnis  nachzuahmen und zu deklinieren. Aber hier übertrifft er die einfachen, narzisstischen Dimensionen, um uns in eine wunderbare Scheinwelt zu entführen. Obwohl es sich hier um eine tragische Geschichte handelt, die mit der Enthauptung endet, hat Patrick Moya uns eine Version beschert, die sämtliche Schuldgefühle und Verleumdungen ausmerzt. Der Schädel des Heiligen ist nicht blutend dargestellt  und selbst der beflügelte Teufel sieht nicht boshaft aus und die Flammen, die ihn umgeben erinnern eher an einen Herbstwald, als die Qualen der Hölle. Als Erinnerung bleibt uns eine harmonische, bunte, grüne Welt...ähnlich der Version, die uns Patrick Moya in seinem ganzen Werk beschert. Ein Hauch von reinem Glück!

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Übersetzung : Walter Schlepphege